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Kritiken
und Presseberichte:"Geist ist geil"
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Ob Gitarre oder Keyboard, Detlev Schönauer konnte als Franzose Jacques sowohl kabarettistisch als auch musikalisch überzeugen. Foto: J. Rauch |
Hinter dem Mond, im Saarland wie in Bad Camberg Zum zweiten Mal wurde von Blumen-Göbel und Wein-St. Georgen zur „Kleinkunst im Gewächshaus“ geladen, und wie im vergangenen Jahr war ein echtes Saarländer Urgestein zu Gast. Bad Camberg. Zum zweiten Mal wurde von Blumen-Göbel und Wein-St. Georgen zur „Kleinkunst im Gewächshaus“ geladen, und wie im vergangenen Jahr war ein echtes Saarländer Urgestein zu Gast. Über 100 Zuschauer waren gekommen, um Detlev Schönauer alias Bistrobesitzer und ins Saarland immigrierter Franzose „Jacques“ mit seinem Programm „Geist ist geil“ zu sehen. Schönauer, der vielen aus dem SWR und den gemeinsamen Produktionen mit Alice Hoffmann bereits bekannt ist, begrüßte das Publikum mit einem stilechten „Bonsoir“ und konnte sogleich Parallelen zwischen seiner Heimat und der Kurstadt herstellen: „Im Saarland ist es ja ein bisschen wie hinterm Mond - so wie in Bad Camberg.“ Doch nicht nur die hessischen Gastgeber bekamen ihr Fett weg; Bayern, Sachsen, Saarländer und natürlich die von ihnen belächelten Pfälzer wurden von Jacques aufs Korn genommen. Vor allem die verschiedenen sprachlichen Besonderheiten und Dialekte mussten für viele Pointen herhalten. So erfuhren die Zuschauer, dass im Saarland die übliche Begrüßung und die Frage nach dem Wohlbefinden durch ein simples „Un ?“ ersetzt wird, dass Sachsen beim Sprechen die Unterkiefer aushängen und nach vorne schieben und dass der weiche hessische Akzent wie für die Liebe geschaffen ist. Sehr zur Freude des Publikums gelang es Jacques, jeden dieser Dialekte perfekt nachzuahmen und teilweise sogar in selbst erdachten Liedern musikalisch umzusetzen. Ein Marc el Reich-Ranicki, der nun neben Gott sitzt und die Bibel rezensiert, „Germany’s next Topmodel“ und „Bauer sucht Frau“ sowie mathematische Textaufgaben für Schüler mit Inhalten wie Salmonellen in der Wurst oder Fußballspiele zwischen Dortmund und Schalke, die Palette des Kabarettisten erwies sich als vielfältig. Aber auch ernsthafte Themen wurden durch ihn angesprochen. Ob Zölibat, Geburtenrückgang oder Integration, Jacques fand durchaus kritische Worte, die, humoristisch verpackt, den Zuschauer dennoch zum Lachen brachten. So stellte er beispielsweise fest, dass das Zölibat neben Mann und Frau noch ein drittes Geschlecht notwendig mache, nämlich das des Priesters. Und der Kindermangel im Deutschland i st in seinen Augen halb so wild, denn „in Frankreich gibt es zwar deutlich mehr Kinder als in der Bundesrepublik, aber dafür sind die deutschen Kinder dicker. Die Masse bleibt also gleich.“ Schönauer ließ in sein Programm immer wieder biographische Aspekte einfließen. Neben seinem Physik- studium ging er auch auf seine Arbeit als Pianist und Kirchenmusiker ein und gab dabei am Keyboard alles. Besonders seine Zeit als „Pianist im OP“, die er mit Liedern wie „Mit sieben Krücken kann ich gehen“ und „Das muss ein Stück vom Dünndarm sein“ unterlegte, löste bei den Zuschauern große Heiterkeit aus. Insgesamt schaffte es der Kabarettist, mit dem Publikum in einen Dialog zu treten und es immer wieder mit schlagfertigen Antworten zu überraschen. Deshalb, und dank seines mitreißenden Programms, konnte er die Gäste für sich einnehmen, wovon der frenetische Applaus und die vier geforderten Zugaben zeugten. jar Artikel vom 30.09.2013, 03:00 Uhr (letzte Änderung 30.09.2013, 03:00 Uhr) Nassauische Neue Presse |
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Kritik "Geist ist geil" - Mannheimer Morgen, 16.1.2012 - Schatzkistl Mannheim Seit Jahr und Tag amüsieren sich die Pfälzer und die Kurpfälzer besonders gern über ihre westlichen Nachbarn im Saarland. Vor allem die Herren Dudenhöffer und Schönauer pflegen das Amüsement kräftig anzuheizen. Wen meint Detlev Schönauer wohl, wenn er behauptet, er sei nicht der einzige Diplomphysiker, der sein Geld mit Dummschwätzen verdient? Im ausverkauften "Schatzkistl" hielt der als Bistro-Wirt Jacques TV-prominente Kabarettist fröhliche Rückschau auf 30 Jahre Kleinkunst. Den gebürtigen Mainzer hat schon während des Studiums ein unbarmherziges Schicksal namens Gudrun ins Saarland verschlagen. Von Stund an hat er sich wie der noch prominentere Kollege Dudenhöffer darum verdient gemacht, den absonderlichen Menschen- schlag der "Saarlänner" der Restrepublik vorzuführen. Heute weiß jeder einschlägig Interessierte, dass sich in jenem Landstrich die kulinarischen Genüsse auf Schwenkbraten, Lyoner und Bier beschränken, dass der Horizont von Kneipentheke bis Baumarkt reicht und dass das "Mitgehenlassen" von Material und Werkzeug am Arbeitsplatz eine Art Volkssport ist. Klischees? Gewiss, aber sichere Lacher! Der auch in die Jahre gekommene erzmusikalische Detlev-Jacques wärmt sein Publikum mit dem selbst- kritischen Song "Der alte Sack" an, geißelt den beklagenswerten Bildungsnotstand und widmet sich dann ausgiebig dem deutschen Liebeslied in allen möglichen Dialekten. Bekanntlich ist Multitalent Schönauer auf dem Gebiet ebenso begnadet wie als Parodist und Musiker. Wobei er für ein echt bayrisches Gstanzl auch mal zu Tirolerhut und Gitarre greift. Als sich der Schönauer nach der Pause noch einmal auf das Thema Bildungsnotstand eingegroovt hatte, fielen ihm ein paar aberwitzige Textaufgaben ein: Wieviel Nürburgringe braucht man, bis Rheinland-Pfalz pleite ist? Wie oft muss Hochwürden sündigen, um den Mitgliederschwund der katholischen Kirche auszugleichen? Dabei musste er, ein Meister der freien Assoziation, natürlich darauf hinweisen, dass die Saarländer bei der Kinderzahl statistisch ganz weit hinten sind, dafür führend in der Disziplin Seitensprung. Sobald Schönauer die Stammtisch-Schiene bediene n will, ersetzt er den kultivierten Detlev und den lustigen Jacques durch den Mainzer Karnevalisten Willi und den Saar-Proleten Alfred, die ebenfalls jauchzenden Anklang fanden. Erst nach zwei ausgedehnten Zugaben (darunter ein mehr als frivoles Goethe-Gedicht) gab sich das quietschvergnügte Publikum zufrieden. |
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